Vor 10 Jahren wurde vom Hausärzteverband, MEDI und der AOK Baden-Württemberg der bundesweit erste Vertrag zur hausarztzentrierten Versorgung (HZV) unterzeichnet. Damit wurde der Hausarzt als Lotse im Gesundheitssystem etabliert. Über die Erfahrungen informierte sich der sozialdemokratische Landtagsabgeordnete Jonas Weber im Gespräch mit dem Facharzt für Allgemein-, Sport- und Notfallmedizin aus Rastatt, Martin Holzapfel (Regionalvorsitzender MEDI-Nordbaden) und dem Geschäftsführer der AOK Mittlerer Oberrhein, Harald Röcker.
„Nach zehn Jahren intensiver Arbeit ist es gelungen, die HZV als alternative Regelversorgung zu verankern, die allen Beteiligten nutzt: unseren Versicherten, der Ärzteschaft und der AOK“, stellte Harald Röcker gegenüber dem Abgeordneten Jonas Weber fest. „Mit dem Hausarztvertrag wurde erfolgreich ein neuer Weg beschritten, der die ambulante Versorgung vor Ort nachhaltig stärkt“, unterstrich Martin Holzapfel.
In der Region Mittlerer Oberrhein beteiligen sich 325 Hausärzte, die fast 90.000 AOK-Patienten behandeln. Die Gruppe der über 50-Jährigen stellt überdies die Mehrzahl der eingeschriebenen HZV-Versicherten.
„Durch die HZV werde ich als Allgemeinmediziner gestärkt“, betonte Martin Holzapfel. Als qualifizierter „Rundum-Versorger“ vor Ort behandle er nicht nur alle Patienten, sondern stehe als Koordinator im engen Austausch mit seinen Fachkolleginnen und -kollegen. „Ich habe so zum Nutzen meiner Patienten den Überblick und steuere damit die Behandlung“, erklärte er.
Mit der Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis (VERAH) stehe die HZV für moderne, teamorientierte Praxisstrukturen. Denn die VERAH entlaste die Mediziner etwa bei der Versorgung der älteren und wenig mobilen Patienten. Bei Herrn Holzapfel macht Monika Kühn die Hausbesuche und übernimmt medizinische Tätigkeiten, die nicht zwingend vom Arzt durchgeführt werden müssen. „HZV-Praxen sind, „so Martin Holzapfel, „für die Übernahme durch den ärztlichen Nachwuchs erheblich attraktiver und damit auch ein Mittel gegen den Ärztemangel im ländlichen Raum.“
„Jede Initiative, die für Ärzte attraktiv ist sich außerhalb von Städten niederzulassen, ist begrüßenswert. Wir brauchen auch Hausärzte in der Fläche“, bekräftigte Jonas Weber.
„Die zusätzliche Verantwortung macht mir viel Spaß. Beim Versorgen der Patienten mache ich mir immer auch ein Bild über die Gesamtsituation. Wenn etwa lose Teppiche zum Stolpern einladen, mache ich auf die Sturzgefahr aufmerksam“; erzählte Monika Kühnel aus der praktischen Erfahrung.
Der Einsatz der „Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis“ (VERAH) wird immer wichtiger, um das Versorgungsproblem einer älter werdenden Gesellschaft in der Hausarztpraxis lösen zu können. Der große Vorteil der VERAHs sei es, dass sie aus der Praxis heraus für die Bedürfnisse eines Hausarztes entstanden sind, um ihn zu entlasten.
Der Abgeordnete Weber unterstrich die Bedeutung dieser ergänzenden medizinischen Versorgung, die auch außerhalb des AOK-Hausarztvertrags bei anderen Ärzten durch die nichtärztliche Praxis-Assistentin (NäPa) erfolge.
Foto v.l.n.r.:
Jonas Weber MdL, Harald Röcker, Monika Kühnel, Martin Holzapfel