Foto: Irina Grinberg (links), Rami Suliman (3.v.l.) mit Gemeindemitgliedern
Zu einem informellen Gespräch besuchte ich die Baden-Badener Synagoge. Noch unter dem Eindruck des Anschlags von Halle, und dem gerade im Stuttgarter Landtag vorgestellten Antisemitismusbericht von Dr. Michael Blume entspann sich im jüdischen Gotteshaus der Baden-Badener Gemeinde eine angeregte Unterhaltung.
Aus Pforzheim war zu dem Treffen mit Gemeindemitgliedern sowie der Büroleiterin der israelitischen Kultusgemeinde, Irina Grinberg, auch der Vorsitzende des Oberrats der Israelitischen Religionsgemeinschaft in Baden, Rami Suliman, dazugekommen. Gerade unter den Eindrücken des Anschlags auf die Synagoge in Halle war selbstverständlich vor allem der Sicherheitsaspekt ein großes Thema des Gesprächs.
In meinem persönlichen Gespräch mit dem Antisemitismusbeauftragten Dr. Blume, dem ich für sein Engagement dankte, wurde ebenso die Wichtigkeit besprochen, jüdisches Leben in die Öffentlichkeit zu rücken.
Viele Anregungen nahm ich aus dem Synagogen-Besuch mit. Rami Suliman und ich sind überzeugt, dass Kontakt zwischen den Menschen viele Vorurteile abbauen kann. „Die Gemeinde tut bereits einiges, um in Baden-Baden öffentlich zu werden. “
Wir haben uns beispielsweise an den interkulturellen Wochen beteiligt, oder machen öffentliche Veranstaltungen. Das soll aber noch mehr werden“, so Irina Grinberg. „Wichtig sind dazu Begegnungen auf Augenhöhe beispielsweise durch das Likrat-Programm, das den Dialog von jüdischen und nichtjüdischen Schülern ermöglicht“, schilderte Suliman. Dieses Angebot, mehr über jüdisches Leben zu erfahren, Schwellenängste bereits bei Jugendlichen und Kindern abzubauen, war auch zentraler Bestandteil des Gesprächs des Abgeordneten mit Dr. Blume.
Die rund 600 Mitglieder zählende Gemeinde in Baden-Baden ist die einzige Gemeinde in Baden, die noch über keine eigene Synagoge verfügt und muss sich so in gemieteten Räumlichkeiten einrichten.
„Wir haben einen sehr entgegenkommenden Vermieter, der versucht auch unter Denkmalschutzauflagen die Situation in Sicherheitsfragen in der Synagoge zu verbessern,“ so Irina Grinberg, Büroleiterin und Assistentin des Vorstands. Die Gemeindemitglieder erläuterten des Weiteren, welche Angebote sie für Familien, Kinder, im sozialen Bereich oder in der Öffentlichkeitsarbeit haben. Dabei kam immer wieder die Sprache auf die räumliche Situation, da die israelitische Kultusgemeinde neben der Synagoge noch Räume als Gemeindezentrum angemietet hat. Aber auch dort sei, gerade nach Halle, das Sicherheitsgefühl erschüttert. Dem Neubau eines eigenen Gotteshauses strebe man verstärkt entgegen, erläuterte Rami Suliman. Der Vorsitzende des Oberrats schilderte dabei die Aufgaben, die nach dem erfolgten Grundstückskauf nun in Sachen Bebauungsplan auf ihn zukommen. Besonders schwierig ist es, interne Sicherheitsbedingungen und Bauauflagen unter einen Hut zu bekommen. Aber er sehe der Sache positiv entgegen, habe bereits Gesprächstermine vereinbart, die den Baubeginn bald ermöglichen sollen.